23. Juni 2016

1:0 für bessere Gesundheitssysteme

Die Ringvorlesung des Projektes Globale Systeme und interkulturelle Kompetenz (GSiK) hatte diesmal „Flucht und Migration“ zum Thema. Nach den Präsentationen diskutierten Besucher und Experten der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe über Möglichkeiten, die Situation in den jeweiligen Ländern zu verbessern. Gefordert wurde dabei einstimmig die Stärkung der nationalen Gesundheitssysteme.

(Würzburg, 21. Juni 2016) Ihre größte Konkurrenz an dem Abend war das EM-Fußballspiel. Doch die DAHW-Repräsentanten Ahmed Mohammed, Alberto Rivera und Franz Wiedemann schlugen sich tapfer. Genau wie die deutsche Mannschaft, die am späteren Abend 1:0 gegen Nordirland gewann. Auch die Zuhörer profitierten, denn sie bekamen nicht nur einen interessanten Vortrag über den Zusammenhang von Migration und Gesundheit zu hören sondern erfuhren auch am Ende das durchaus positive Fußballergebnis. Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen – so sollte es sein!

Die gelungene Veranstaltung unter Moderation und Übersetzung von den DAHW-Mitarbeiterinnen Dr. Eva-Maria Schwienhorst, Sandra Parisi und Priscila Franco fand im Hörsaal 2 der Würzburger Universität am Wittelsbacher Platz statt. Denn derzeit ballen sich nicht nur innerhalb Europas die Flüchtlingsströme. Es gibt sie nämlich auch in West- und Ostafrika sowie in Lateinamerika. Ihre Ursachen sind ähnlich: Bürgerkriege, Naturkatastrophen, Diktaturen und die Abwanderung der Landbewohner durch wirtschaftliche Instabilität. Leidtragende und die Mehrheit der Flüchtlinge sind in allen Regionen Frauen und Kinder. Ähnlich sind auch hier die Probleme der vorhandenen mangelhaften oder nicht vorhandenen Gesundheitssysteme, die mit der massiven Fluchtbewegung überfordert sind. Hauptkrankheiten der Betroffenen sind Fehlernährung, bakterielle Erkrankungen, Depressionen und Tuberkulose. Vereinzelt treten auch Leprafälle auf, besonders in Äthiopien, wo Menschen aus Eritrea, Südsudan und Somalia Zuflucht suchen.

Ahmed Mohammed berichtet, dass in Eritrea eine zeitlich unbegrenzte Militärdienstpflicht geleistet werden müsse. Junge Männer nehmen das als Anlass, ihr Land und der damit verbundenen Trostlosigkeit zu verlassen.

Franz Wiedemann weist auf den massiven Braindrain hin, also die Abwerbung von qualifiziertem medizinischem Personal ins Ausland, zum Beispiel nach Frankreich. Und er merkt kritisch an, dass Ärzte nur in der Hauptstadt Lomé arbeiten möchten und für Erkrankte auf dem Land kaum medizinische Versorgung zur Verfügung stehe, so dass traditionelle Heiler verstärkt aufgesucht würden.

40 Prozent der Kolumbianer leben nicht mehr in ihren Geburtsorten. Der Grund dafür sei die Binnenmigration, anfangs verursacht durch eine Spirale der Gewalt, ausgeführt von paramilitärischen Splittertruppen, der FARC als Guerillabewegung sowie Auftragsmorde und Entführungen durch Drogenbosse in den 1980er Jahren, wie einst Pablo Escobar mit seinem berüchtigten Medellin-Kartell. Darauf weist Alberto Rivera hin, der genau wie die anderen Repräsentanten als Fazit bessere Gesundheitssysteme fordert.

Sabine Ludwig