22. März 2013

DAHW bekommt Besuch aus Pakistan

Mit Erum Shaheen und Boota Masih bekam die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe Besuch aus Pakistan. Beide absolvieren ein 5-wöchiges Praktikum an der Ruth-Pfau-Schule in Leipzig. Sie arbeiten im Marie Adelaide Leprosy Centre (MALC) in Karachi, das von der DAHW unterstützt wird. „Anlass für den Austausch war der Partnerschaftsvertrag zwischen der Schule und dem MALC“, sagt DAHW-Mitarbeiterin Renate Reichelt.

(Würzburg, März 2013) Lepraärztin Dr. Ruth Pfau, die am MALC tätig ist, wurde in Leipzig geboren und hat eine enge Bindung zu der Berufsschule im medizinisch-sozialen Bereich. Sie hat Erum Shaheen und Boota Masih für die Weiterbildung vorgeschlagen. „Die Ruth-Pfau-Schule bereitet junge Menschen auf eine Arbeit vor, die nahe am Menschen liegt“, sagt die 83-jährige Medizinerin. Besonderen Wert legt Ruth Pfau auf die soziale Ausrichtung der Schule, denn hier liege der Schwerpunkt auf der Fürsorge für ältere und behinderte Menschen.

„Ich bin zum ersten Mal in Deutschland“, sagt Boota Masih. Er profitiert vom Erfahrungsaustausch mit internationalen Kollegen und freut sich darauf, das Erlernte später weiterzugeben. Als Techniker am MALC macht er viele praktische Arbeiten. Er schätzt den Dienst am Menschen und ist glücklich, von Ruth Pfau für das Praktikum in Deutschland vorgeschlagen worden zu sein. Neben allgemeinen Verwaltungstätigkeiten und der Ausbildung von jüngeren Kollegen hilft der 52-Jährige bei der Wundbehandlung und unterstützt die Patienten bei der Bewältigung ihres Alltags. Dazu gehören Baden, Füttern und die Fußpflege für Lepra-Patienten mit Diabetes. „Die jüngsten Patienten, die ich betreue, sind 20 Jahre alt“, sagt der sechsfache Familienvater und bekennender Christ.

Schwerpunkt Menschen mit Behinderungen

Erum Shaheen arbeitet als Gesundheitsberaterin am MALC. Sie bildet junge Krankenpfleger und -pflegerinnen aus, geht in die Dörfer und Slums der Großstadt, um mit den Menschen zu reden, sie über Krankheiten aufzuklären. „Ich arbeite viel mit Menschen zusammen, die keine oder kaum Schulbildung haben, versuche, ihnen Ratgeberin zu sein, ihre Fragen zu beantworten und für sie und ihre Sorgen da zu sein“, sagt die 42-Jährige. Auf ihrem Aufklärungsprogramm steht nicht nur Lepra sondern auch Tuberkulose. Shaheen ist ebenfalls Christin. Genau wie Masih hält sie sich mit religiösen Äußerungen in dem muslimischen Land lieber zurück. „Die Patienten nehmen mich an, wie ich bin, doch im öffentlichen Leben ist es besser, nicht zu viel von sich preiszugeben.“ Erum Shaheen ist häufig unterwegs in der Millionenstadt. Immerhin hat das MALC in Karachi 10 Zweigstellen, die von tausenden von Patienten aufgesucht werden. „Wir lernen in Deutschland sehr viel, gerade im Bereich der Pflege für Menschen mit Behinderungen“, sagt die Pakistani, die auch zum ersten Mal außerhalb ihres Landes reist. „Wir profitieren sehr von dem Austauschprogramm und wollen die Kontakte, die wir hier knüpfen, auf alle Fälle weiterführen.“

Ständige Angst vor Anschlägen

Erstaunt sind die pakistanischen Gäste vor allem über die Sicherheit, die sie in Deutschland vorfinden. „In Pakistan könnten wir nie morgens im Dunkeln allein oder zu zweit unterwegs sein. Wir und auch alle anderen leben wegen der tödlichen Gefahr in einer ständigen Stress-Situation.“ Boota Masih pflichtet ihr bei und sagt, dass die Angst vor Überfällen, Bombenanschlägen und Morden im Leben der Menschen ständig präsent sei. Und wenige Tage später ereignet sich in Karachi tatsächlich wieder ein Selbstmordanschlag mit 50 Toten. Somit bekommen die Worte von Erum und Boota gleich ein ganz anderes Gewicht, machen betroffen und fassungslos.


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