20. September 2024

DAHW zeigt sich besorgt angesichts neuer Lepra-Zahlen

DAHW-Mediziner Dr. Emile Tanyous bei einer Untersuchung im Sudan im Jahr 2022 (Foto: Saskia Kreibich / DAHW)

Krisen und Konflikte erschweren die Fallsuche - beispielsweise im Sudan, wo DAHW-Projekte aktuell pausieren müssen.

Würzburg, 20.9.2024: Die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe sieht angesichts der aktuellen Lepra-Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO weiter dringenden Handlungsbedarf. Für das Jahr 2023 hat die WHO gerade rund 183.000 neue Infektionen gemeldet – ein leichter Anstieg gegenüber rund 174.000 neuen Lepra-Fällen im Jahr zuvor. „Man darf die Zahlen aber nicht ohne Kontext betrachten“, erklärt Dr. Saskia Kreibich, Beraterin für Globale Gesundheit bei der DAHW. „So wurden beispielsweise aus dem Sudan deutlich weniger neue Fälle gemeldet als in den vergangenen Jahren. Angesichts des Bürgerkriegs vermuten wir aber eine hohe Dunkelziffer.“ Nachdem die Versorgungs- und Kontrollsysteme weitestgehend zusammengebrochen sind, sind weitere Neuinfektionen zu erwarten – und aufgrund der mangelnden Versorgung steigt bei den Betroffenen auch das Risiko für leprabedingte Behinderungen.

Global betrachtet, glaubt Kreibich nicht, dass sich die epidemiologische Lage massiv verändert hat. „Es werden immer noch unentdeckte Fälle aus der Covid-Ära nachgemeldet“, erklärt die Infektionsbiologin, „aber auch die verstärkten Bemühungen vieler Nationalprogramme und Nichtregierungsorganisationen im Rahmen der Zero-Leprosy-Strategie der WHO führen dazu, dass mehr Neuinfektionen entdeckt werden – was ja auch erst einmal gut ist. Das bedeutet aber nicht, dass die Menschen sich gerade erst angesteckt haben, denn die Inkubationszeit bei Lepra kann Jahre betragen.“ Dennoch zeige der Anstieg, dass der Handlungsbedarf weiterhin hoch ist: „Natürlich wollen wir perspektivisch einen Rückgang der Zahlen sehen – und wir arbeiten hart daran, das zu erreichen“, so Kreibich.

Die Null-Lepra-Strategie der WHO sieht vor, die Krankheit bis zum Jahr 2030 in vielen Ländern eliminiert zu haben. Die DAHW treibt diese Bemühungen vor allem in ihren Projektländern Pakistan, Togo, Uganda und Bolivien voran – und sieht dort große Fortschritte. Getrübt wird diese Aussicht jedoch durch zahlreiche Krisen, die eine ganzheitliche Lepra-Arbeit erschweren, so wie eben im Sudan, wo die DAHW-Projekte derzeit pausieren müssen. „Wir bemühen uns, den Kontakt zu den Patient:innen zu halten“, sagt Kreibich, „und werden unsere Arbeit vor Ort wieder aufnehmen, sobald es die Lage erlaubt. Aber wir müssen unsere Mitarbeitenden vor Ort schützen – und die Situation bleibt landesweit schwierig.“


 

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