27. Mai 2011

„Ein Schritt in die richtige Richtung“

DAHW stärkt Leprakontrolle im Südsudan

(Würzburg, 27.05.2011) „Die Menschen im Südsudan werden es schaffen, aber sie brauchen Zeit“, ist sich Leonore Küster sicher. Kurz bevor das Land am 9. Juli offiziell unabhängig wird, ist die DAHW-Repräsentantin zu Gesprächen in Würzburg. Nach jahrzehntelangem Bürgerkrieg, Friedensabkommen und einem eindeutigen Referendum für die Unabhängigkeit Anfang Januar erwarten die Menschen, dass sich ihre Situation bessert, so Küster.

 „Der Südsudan ist noch lange nicht in der Lage, die Bevölkerung mit Lebensmitteln zu versorgen. Wir sind von Importen abhängig und wenn Einfuhren über den Norden wie aktuell verzögert werden, kommt es zu Engpässen“, berichtet die ausgebildete Krankenschwester und Public Health-Expertin. Auch auf die Lieferungen aus Kenia und Uganda sei nicht immer Verlass. Das Land verfüge zwar über fruchtbares Land, aber viele Felder seien noch vermint. Und die Transportwege sind oft sehr schlecht. In der etwa sechsmonatigen Regenzeit blieben Transporte manchmal wochenlang im Schlamm stecken, so Küster. Zudem haben sich die Kosten für Treibstoff in den letzten sechs Monaten annähernd verdoppelt.

 „Die Logistik ist ein Riesenproblem, nicht nur bei der Lebensmittelversorgung“, so die DAHW-Repräsentantin. Um zur nächsten Gesundheitsstation zu kommen, müssen Patienten oft weite Wege zurücklegen. Deshalb sei es wichtig, möglichst in allen Zentren Personal zu haben, das sich auch in der Lepra auskennt. „Wir haben jetzt in 22 staatlichen Gesundheitszentren ausgebildete Mitarbeiter, die Lepra diagnostizieren und behandeln können, das ist ein Schritt in die richtige Richtung“, so Küster.

Um Menschen, die durch die Lepra Behinderungen haben, nicht nur medizinisch zu betreuen, sondern ihnen auch Starthilfe zu geben, für den eigenen Lebensunterhalt zu sorgen und am Leben der Gemeinschaft teilzuhaben, würde Leonore Küster gern mehr anbieten. „Ich plane, im kommenden Jahr einige Mitarbeiter in gemeindenaher Rehabilitation auszubilden“, erklärt sie, „dazu wird ein DAHW-Experte aus Tansania zu uns kommen, der dies dort schon mit Erfolg umsetzt.“

Die DAHW ist die einzige Nichtregierungsorganisation, die im Südsudan das nationale Leprakontrollprogramm unterstützt. Außerdem fördert sie dort acht weitere Projekte, etwa des Malteser Hilfsdiensts oder der Comboni Schwestern. Pro Jahr werden rund 500 Patienten neu entdeckt. Mit Radiospots klärt man verstärkt über die Krankheit auf, die vor allem in abgelegenen Regionen noch stigmatisiert wird.

 

Das DAHW-Länder-Team Südsudan. Christine Porsch, Peter Bergdoll, Leonore Küster und Dr. Adolf Diefenhardt, v.l.n.r.

Die DAHW fördert seit 1972 Projekte im Sudan. Schwerpunkt war immer schon der Süden des Landes. Leonore Küster (55) lebt und arbeitet seit 1994 in Afrika. Die gebürtige Pfaffenhofenerin war mit dem Deutschen Entwicklungsdienst (ded) und dem Malteser Hilfsdienst in Uganda und im Südsudan tätig. Seit 2007 ist sie dort Repräsentantin der DAHW mit Sitz in Juba.


Fragen an DAHW-Repräsentantin Leonore Küster im Südsudan
"Die Menschen hoffen, dass ihr Leben besser wird".