02. Oktober 2013

Ein wahrhaft würdiger Auftritt

Vortrag von Ahmed Mohammed, Repräsentant der DAHW, in der Ferienakademie des katholischen Stipendienwerkes „Cusanus“ in Freckenhorst.

In einem Land wie Äthiopien, in dem es ca. 5.000 Lepra- und 150.000 Tuberkulose-Neuinfektionen pro Jahr gibt und das auf Rang 8 der 22 am meisten von Tuberkulose betroffenen Länder steht, fragen sich viele, wie dort mit der „Menschenwürde“ umgegangen wird. Diese Frage beantwortete Ahmed Mohammed, der Repräsentant der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe für Äthiopien, bei einem Besuch einer Ferienakademie des katholischen Stipendienwerkes „Cusanus“ am vergangenen Donnerstag in der Landesvolkshochschule in Freckenhorst. Ca. 60 Studierende aller Fachrichtungen, die sich während der Akademie zwei Wochen auf philosophischer Ebene mit dem Begriff der „Würde“ auseinandersetzten, erhielten so auch praktische Einblicke aus seiner breit gefächerten Arbeit.

„23 Jahre arbeite ich nun schon mit Leprakranken in den Projekten, von denen das Erste bereits 1958 in Bisidimo von deutschen Freiwilligen ins Leben gerufen wurde,“ begann der studierte Soziologe, der auch über ein internationales Diplom in Modernem Management & Verwaltung am Cambridge International College in England verfügt, seinen Vortrag über ein Land, in dem eine 8-köpfige Familie oft mit einem Euro am Tag auskommen muss und die Ernährung nach dem „von der Hand in den Mund“-Prinzip verläuft. Innerhalb dieser Zeit begann der 48 jährige auch mit der Bekämpfung von Tuberkulose. Dennoch legte der energische Äthiopier bei seiner Arbeit den Fokus vor allem auf die Lepra mit den enormen physischen und psychischen Folgen dieser Erkrankung für die Betroffenen. In Äthiopien finden vor allem die Verhinderung von Geburtskomplikationen und Mangelernährung, AIDS, TB, und Malaria finanzielle Unterstützung vom Staat. „Dabei haben jedoch gerade die Lepra-Patienten, die aufgrund zahlreicher Stereotype extrem ausgegrenzt werden und so oft zum lebenslangen Betteln gezwungen werden, ein Anrecht auf würdige Behandlung, da die unverschuldete Armut einen der Hauptgründe für die Erkrankung darstellt!“, heißt es in Mohammeds Vortrag.

An Bildern veranschaulichte er den interessierten Studierenden die vielfältigen Bereiche der von ihm betreuten Projekte: Zum einen wird den Patienten medizinisch und durch die Anfertigung von Prothesen geholfen. Zum anderen werden sie mit sozialen Rehabilitationsmaßnahmen bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft unterstützt. Dazu bedarf es einer weitreichenden Veränderung der Denkweise der Menschen, sowohl der gesunden Bevölkerung als auch der Patienten, um der sozialen Ausgrenzung der Betroffenen entgegenzuwirken. Es gilt das Stigma, das vor allem der Lepra anhaftet, zu überwinden

Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es eine ganze Reihe von Maßnahmen. So werden diese beispielsweise beim Hausbau unterstützt. Außerdem erhalten die geheilten Patienten mit Hilfe von Mikrokrediten die Möglichkeit sich selbst eine unabhängige berufliche Existenz aufzubauen. Auch Ausbildungen oder Fortbildungsmaßnahmen werden finanziert. Selbstverständlich werden auch Menschen betreut, die keine Angehörigen mehr haben und zu alt sind, um sich selbst zu versorgen.

„Mich hat vor allem die unerschöpfliche Energie besonders beeindruckt, mit der Ahmed Mohammed die Ziele in der Lepra-Bekämpfung verfolgt“, erklärte eine Medizinstudentin nach der Präsentation. Dass den Studierenden dieser Vortrag auf besonderer Weise im Kopf geblieben ist, zeigte auch das Abendgebet, in dem sie die Fürbitten den an Lepra und TB Erkrankten widmeten.