02. März 2009

Nigeria: Trotz Erdöl armes Land

Nigeria ist der sechstgrößte Erdölproduzent weltweit. Aber dieser Reichtum geht fast spurlos an den Menschen vorbei.

Mit 140 Mio. Einwohnern ist Nigeria das mit Abstand bevölkerungsreichste Land Afrikas.

Nigeria ist der sechstgrößte Erdölproduzent weltweit. Aber dieser Reichtum geht fast spurlos an den Menschen vorbei. Viele Verträge über die Nutzung der Ölfelder stammen aus der Kolonialzeit, die Gewinne gehen an die großen Konzerne. Der karge Rest versickert bei korrupten Politikern, Beamten und Managern der staatlichen Ölgesellschaften.

Leidtragende sind die Armen!

DAHW-Hilfsprojekte als Chance für eine bessere Zukunft

In Abakaliki, nahe der Provinzhauptstadt Enugu, besuche ich das Hospital „Mile 4“. Dieser Name entstammt einer alten Verfügung, dass ein Leprahospital mindestens „vier Meilen“ von der Stadt entfernt sein müsse. Seit 1956 betreiben irische Missionsschwestern dieses Hospital, das seit vielen Jahren von der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) unterstützt wird.


„Mile 4“ hat alle Probleme gemeistert: den Biafrakrieg, die darauf folgende Hungersnot, Banden- und Bürgerkriege, Korruption und Kriminalität. Zu jeder Zeit war dieses Hospital ein Pol der Kontinuität. Ich treffe ehemalige Leprapatienten, die rund um das Hospital die Felder bestellen. Sie können sich und ihre Familien im wahrsten Sinne des Wortes selbst ernähren. Und immer wieder höre ich, dass „Mile 4“ für sie etwas Besonderes ist: ein Ort der Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Die irischen Schwestern sind dankbar, dass die DAHW auch in diesem Jahr ihre Hilfe für Lepra- und Tuberkulosekranke fördert. Allerdings kommen immer mehr Patienten mit schwersten Erkrankungen: mehr als 1.000 neue TB-Patienten jedes Jahr, Tendenz stark steigend.


Schwester Joanne Kelly ist seit 44 Jahren in „Mile 4“ und hat alles miterlebt. Sie erzählt mir, dass sie sich im Biafrakrieg zwar schützend zwischen die Soldaten und ihre Patienten gestellt hat, aber was jetzt auf sie und ihre Schäflein zukomme, kann sie nicht so leicht aufhalten: Mehr als 450.000 Menschen in Nigeria erkranken jährlich neu an Tuberkulose, jeder zehnte davon ist mit HIV infiziert. Immer mehr Patienten kommen nach „Mile 4“, weil hier auch armen Menschen geholfen wird. Und solange sie hier sei, versichert mir Schwester Joanne, werde dies so bleiben.

Eindrücke von Jochen Hövekenmeier