08. November 2010

Vergessene Krankheiten: Aus den Augen, aus dem Sinn?

DAHW informiert über Wanderausstellung „MenschMikrobe“ in Würzburg

„MenschMikrobe“ heißt die Ausstellung, die durch Deutschland reist und derzeit (5.11. bis 12.12.) in Würzburg Station macht – in der Stadt, in der die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe 1957 gegründet wurde und bis heute ihren Sitz hat. Das Hilfswerk kümmert sich weltweit um Menschen, die an Krankheiten der Armut oder vergessenen Krankheiten leiden. Sämtliche dieser Krankheiten werden durch Bakterien, Viren oder Parasiten übertragen.

Am 15. Oktober 2010 hat die Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf ihren Bericht über die 17 „vernachlässigten“ Krankheiten (neglected tropical diseases) vorgelegt, die bei den großen Pharma-Konzernen oft wenig Beachtung finden. Darunter fallen neben Tropenkrankheiten wie Denguefieber auch Lepra und Buruli Ulcer.

Obwohl diese Bakterien, Viren und Parasiten in weiten Teilen der Welt als ausgerottet gelten, sind nach Schätzung der WHO immer noch rund 1 Milliarde Menschen von ihnen bedroht. Sie grassieren dort, wo die Armut und das Elend am größten sind, und bedeuten für das Leben der Menschen in Entwicklungsländern eine zusätzliche, schwere Belastung. Auch wenn die Infektionen nicht so hohe Opferzahlen verursachen wie AIDS, Tuberkulose oder Malaria, führen sie schweres Leid herbei, sagte WHO Generaldirektorin Margaret Chan.

Die Konsequenzen von längerfristigen Infektionen variieren je nach Krankheit. Sie umfassen starke Schmerzen, entstellende Narben und Geschwüre, beeinträchtigte geistige und körperliche Entwicklung, Schädigungen der inneren Organe und Erblindung. Zusätzlich führen die Entstellungen und Behinderungen, die von vielen der vernachlässigten Krankheiten verursacht werden, zur Stigmatisierung und Ausgrenzung der Kranken, sagte Chan.

Da die 17 Tropenkrankheiten überwiegend mit Armut verbunden sind, und in Industrieländern praktisch nicht vorkommen, wird deren Bekämpfung von großen Pharma-Unternehmen aufgrund fehlender finanzieller Anreize oft vernachlässigt. Doch jährlich sterben über eine halbe Million Menschen an den Infektionen. Die WHO fordert deshalb eine bessere Bekämpfung der vernachlässigten Krankheiten. Chan rief die internationale Gemeinschaft zum "großzügigen Handeln" zugunsten der Patienten auf, "die andernfalls in aller Stille leiden". Bis zum Jahr 2015 will die WHO die vernachlässigten Krankheiten vollständig unter Kontrolle bringen, und appelliert dabei an die Hilfe von Regierungen, Pharma-Konzernen und Nicht-Regierungs-Organisationen.

Die DAHW trägt durch ihre Arbeit in vielen Teilen der Welt bereits seit über 50 Jahren dazu bei, Krankheiten wie Lepra und Buruli Ulcer zu bekämpfen, und unterstützt dadurch die Ziele der WHO.

MenschMikrobe – Das Erbe Robert Kochs und die moderne Infektionsforschung

Der Tuberkulose-Erreger wurde erstmals 1882 vom bekannten Mediziner und Mikrobiologen Robert Koch identifiziert, der für seine Entdeckung 1905 den Medizin-Nobelpreis erhielt. Anlässlich seines 100. Todestages am 27. Mai 2010 riefen die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und das Robert Koch Institut (RKI) die Ausstellung MenschMikrobe – Das Erbe Robert Kochs und die moderne Infektionsforschung ins Leben, die in Berlin und Bonn bereits 30 000 Menschen quer durch alle Altersgruppen anlockte. Ab dem 5. November 2010 soll die Wanderausstellung nun auch im Rudolf-Virchow-Zentrum am Uniklinikum Würzburg zu sehen sein. Bis zum 12. Dezember haben Besucher die Möglichkeit, sich auf der interaktiven Schau einen Einblick in das heutige Wissen über Bakterien, Viren und Parasiten zu verschaffen, und dabei auch etwas über die historische und soziale Dimension der Seuchen zu lernen. Der Eintritt ist frei. 

Weiterführende Informationen, den Ausstellungskatalog zum Download sowie frei druckbares Bildmaterialfinden Sie auf der Ausstellungs-Website unter www.menschmikrobe.de